DAS FRANZÖSISCHE CHANSON – von den Anfängen bis 1900

Ein kurzer Überblick  über die Entwicklung des französischen Chansons anhand von einigen Beispielen von seinen Anfängen bis zur Zeit um 1900.

Chanson bedeutet auf Deutsch: Lied

Ein besonderes Merkmal des Chansons ist seine starke Konzentration auf die Textaussage. Es gibt beim Chanson viele verschiedene Inhalte: Politik, Beschreibungen komischer Situationen, Liebeslieder …

Die Ursprünge des französischen Chansons gehen bis in Mittelalter zurück. Die Anfänge bilden Kriegslieder aus der Zeit des Fränkischen Reiches, Volkslieder und Chorgesänge.

Im Hochmittelalter des 12. Jahrhunderts sind es vor allem Kreuzritter und Troubadoure, die das Bild des französischen Chansons prägen. Concon de Béthune, Hugues d’Oisy, Gaucelm Faydit und Thibaud de Champagne zählen zu den bedeutenden Vertretern dieser Zeit.

Ahi! Amors ist ein Lied von Cocon de Béthune aus dem Jahr 1189. Es ist eines der ersten Chansons von dem Text und Musik vollständig erhalten geblieben sind.

Cocon de Béthune oder auch Quènes de Béthune lebte von ca. 1150 bis 1220. Er war Kreuzritter und Troubadour. Ahi! Amors stammt aus der Zeit des 3. Kreuzzuges.


Einen weiteren großen Einfluss auf die Weiterentwicklung hatte auch das volkstümliche Chanson. Sänger trugen ihre Lieder auf Marktplätzen vor. Die bekanntesten Vertreter dieser Gattung waren im 15. und 16. Jahrhundert François Villon (1431 – ca. 1463) und François Rabelais (ca. 1494 – 1553).

François Villon hatte ein kurzes aber sehr bewegtes Leben geführt, als Schriftsteller und auch als Krimineller. In seinen Werken geht es um Liebe, Hoffnung, Enttäuschung, Hass und Tod.

Hier „La ballade des pendus“ (Die Ballade der Gehängten) in einer Interpretation von Serge Reggiani.


Um 1660 ist „Au claire de la lune“ entstanden. Es zählt mit Sicherheit zu den bekanntesten französischen Volksliedern.

Charles Trenet hat sich im Jahr 1945 auch dieses Liedes angenommen.


Um das Jahr 1760 vertonte der Komponist Jean-Paul Martini (eigentlich Jean-Paul Schwarzendorf) ein Gedicht eines Ritters Florian – Plaisir d’amour.

1934 hat der italienische Tenor Beniamino Gigli dieses Chanson gesungen.


1789 begann mit dem Ausbruch der Revolution auch für das Chanson ein neues Zeitalter. Zu dieser Zeit entstanden unzählige Mobilisierungslieder wie beispielsweise die Marseillaise und auch Ça ira.

Ça ira – hier in der Version von Edith Piaf.


Zu den bekanntesten Künstlern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte Pierre-Jean de Béranger (1780 – 1857). Hier ein Chanson aus dem Jahr 1828 – Ma Grand-Mère.
Dies ist nun eine Version dieses Liedes aus dem Jahr 1918 – gesungen von Yvette Guilbert.

Im Jahr 1866 schrieb Jean-Babtiste Clement (1836 – 1903) auf einer Reise durch Belgien den Text zu dem Lied „Le temps de cerises“. 1868 vertonte Antoine Renard das Gedicht.

Nach der Niederlage von Napoleon III. bei Sedan gegen Deutschland kam es im Folgejahr in Paris zu einem Aufstand. Die Revolutionäre wollten Paris nach sozialistischen Vorstellungen verwalten. Jean-Babtiste Clement stand auf der Seite der Aufständischen. In den letzten Tagen vor der blutigen Niederschlagung wurde „Le temps de cerises“ zu einer Hymne der Aufständischen. Jean-Babtiste Clement hatte die Kämpfe überlebt, musste aber anschließend für einige Jahre nach London ins Exil gehen.


Ende des 19. Jahrhunderts beginnt mit Aristide Bruant (1851 – 1925) eine neue Zeit im französischen Chanson. Man könnte ihn als ersten Vertreter des modernen Chansons bezeichnen. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog es den jungen Aristide auf der Suche nach Arbeit nach Montmartre. Dieser erst kürzlich in Paris eingegliederte Stadtteil war damals noch recht ländlich und zog zu dieser Zeit viele Künstler an. Es entstanden viele Gaststätten, Kabaretts und Tanzlokale wie „Le chat noir“ (1881) und „Le Moulin Rouge“ (1889). In Montmartre wurde Aristide Bruant mit seinen Chansons bald zum gefeierten Star. Er erzählte in seinen Liedern von den Problemen der Armen und sparte auch nicht mit Beleidigungen des zumindest bourgeoisen Publikums. Seine Markenzeichen waren ein rotes Hemd, eine schwarze Samtjacke, hohe Stiefel und ein langer roter Schal.

Von Aristide Bruant gibt es bereits auch Tonaufnahmen – hier sein Chanson „Le chat noir“

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